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Fresenius: Neustart ohne Dividende – Geduld bei Aktionären gefragt

Der Gesundheitsdienstleister Fresenius hat seine Dialysetochter abgespalten und zeigt Fortschritte im Kerngeschäft.

Fresenius
WKN 578560

“Fresenius”-Chef Michael Sen wird diesen Freitag vor den Aktionären eine Phase des Aufbruchs ankündigen. Nach der Restrukturierung betrachtet er den Dax-Konzern als fokussierter, effizienter und profitabler. Diese Dynamik möchte er weiterführen. Die Aktionäre spüren diese positive Entwicklung jedoch kaum, da die Dividende in diesem Jahr aufgrund in Anspruch genommener staatlicher Energiehilfen entfällt. Zudem hat sich die Aktie im Vergleich zum Dax innerhalb eines Jahres unterdurchschnittlich entwickelt. Auf der Hauptversammlung wird Sen jedoch einige Erfolge vorweisen. Das Management hat den umfassenden Umbau des seit längerem schwächelnden Konzerns durchgeführt und im Portfolio bedeutende Veränderungen vorgenommen. Die problembehaftete Dialysetochter “Fresenius Medical Care” wurde abgespalten und Pläne für den Rückzug aus dem kleinsten Dienstleistungssegment Vamed konkretisiert.

“Fresenius” konzentriert sich nun auf die Bereiche Medizintechnik, Ernährungslösungen und Medikamente (Kabi) sowie Krankenhäuser (Helios). Die jüngsten Quartalsergebnisse bestätigen die positive Entwicklung in diesen Kerngeschäftsfeldern. Die Aktionäre müssen jedoch weiterhin Geduld aufbringen. Trotz signifikanter Fortschritte sind fundamentale Herausforderungen, wie die hohe Verschuldung, die das Wachstum hemmt, noch nicht überwunden. Außerdem werden erhebliche Sondereffekte, die durch den bevorstehenden Ausstieg aus dem Vamed-Segment entstehen, den Konzern noch einige Jahre belasten.

Keine Dividende, aber steigender Börsenwert

“Fresenius” hat seit 30 Jahren kontinuierlich Dividenden gezahlt und diese 29 Jahre lang sogar erhöht – ein Rekord unter den Dax-Unternehmen. In diesem Jahr jedoch entfällt die Dividende, da “Fresenius” staatliche Energiehilfen in Höhe von 304 Millionen Euro für seine deutschen Kliniken erhalten hat. Laut Gesetz dürfte das Unternehmen diese Hilfen nur teilweise behalten, wenn es gleichzeitig Managementboni oder Dividenden ausschüttet. Nachdem der “Fresenius”-Konzern die Dividende im Jahr 2022 bei 92 Cent stabil hielt, was angesichts hoher Schulden und sinkender Gewinne bereits eine Herausforderung war, hatten Analysten denselben Betrag auch für das Geschäftsjahr 2023 erwartet. Die Entscheidung im Dezember, keine Dividende auszuschütten, bedeutete, dass mehr als eine halbe Milliarde Euro im Unternehmen verbleibt. “Fresenius” nutzt diese Gelegenheit, um seine Schuldenlast zu verringern, und akzeptiert damit, aus der Gruppe der “Dividendenaristokraten” herauszufallen. Vorstandsvorsitzender Michael Sen signalisierte jedoch, dass dieser Verzicht eine Ausnahme bleiben soll und künftig eine progressive Dividendenpolitik angestrebt wird.

Beim Börsenwert verzeichnet “Fresenius” unterdessen einen Erfolg: Zum ersten Mal seit sieben Jahren stieg der Wert des Gesundheitskonzerns auf 15,8 Milliarden Euro am Ende des Jahres 2023. Die Zeiten, in denen der Wert um die 40 Milliarden Euro lag – wie Ende 2016, als die Dialysetochter “Fresenius Medical Care” (“FMC”) noch zum Portfolio gehörte und einen bedeutenden Werttreiber darstellte –, sind allerdings noch fern. “FMC” hat in der Vergangenheit häufig Prognosen nach unten korrigiert und den Aktienkurs belastet. Nach der kürzlich erfolgten Abspaltung hält “Fresenius” weiterhin 32 Prozent der Anteile an “FMC”, ist aber nur noch für den entsprechenden Gewinnanteil und den Anteil am Nettovermögen in der Bilanz verantwortlich.

Umsatz wächst, jedoch Rückgang beim Nettogewinn

“Fresenius” erlebte 2023 eine signifikante Verkleinerung durch die Trennung von seiner Dialysetochter “FMC”, was dazu führte, dass der Konzern nur noch etwa die Hälfte seines vorherigen Umsatzes von 40,8 Milliarden Euro im Jahr 2022 erwirtschaftete, mit Einnahmen von 22,3 Milliarden Euro im vergangenen Jahr. Die Geschäftsfelder “Kabi”, “Helios” und die Dienstleistungssparte “Vamed” bildeten weiterhin den Konsolidierungskreis. Laut des aktuellen Geschäftsberichtes, der angepasste Vorjahreszahlen und eine Fünf-Jahres-Übersicht beinhaltet, konnte “Fresenius” den Umsatz über diesen Zeitraum stetig steigern, obwohl der operative Gewinn phasenweise nachgab. Für 2023 wird jedoch ein Anstieg des operativen Gewinns gemeldet, der durch positive Entwicklungen in den Kerngeschäftsfeldern “Kabi” und “Helios” getrieben wurde. Trotzdem sank das Konzernergebnis zum zweiten Mal in Folge, um 13 Prozent auf 1,5 Milliarden Euro, was hauptsächlich auf erhöhte Zinsaufwendungen von 534 Millionen Euro und eine gestiegene Steuerquote zurückzuführen ist. Die Fünf-Jahres-Übersicht zeigt bereinigte Gewinnzahlen, die Sondereffekte ausschließen. Diese Sondereffekte waren jedoch 2023 beträchtlich, was sich in einem Rückgang des berichteten EBIT um 37 Prozent auf 1,14 Milliarden Euro niederschlägt.

Die Aufwendungen für das Effizienzprogramm und die Transformationskosten für Vamed waren wesentliche Kostenfaktoren, wobei der größte Einzelposten durch die im Rahmen der Dekonsolidierung von “Fresenius Medical Care” erforderliche, jedoch nicht zahlungswirksame Wertanpassung entstand. Diese Wertanpassung verringerte das Ergebnis nach Steuern um insgesamt 1,115 Milliarden Euro, was dazu führte, dass “Fresenius” einen Verlust von 594 Millionen Euro auswies, verglichen mit einem Gewinn von 1,37 Milliarden Euro im Vorjahr.

Hohe Gewinnmargen im Pharmasektor “Kabi”

Kabi”, der Pharmazie- und Medizintechnikbereich von “Fresenius”, erzielte ein moderates Wachstum von zwei Prozent, was den Umsatz auf acht Milliarden Euro erhöhte. Dieses Wachstum wurde durch Währungsschwankungen etwas gedämpft, wobei der organische Anstieg bei sieben Prozent lag. Ein Großteil des Umsatzes, der stabil blieb, stammt aus dem Bereich der intravenös verabreichten Medikamente und Lösungen, die eine beeindruckende EBIT-Marge von fast 19 Prozent erreichen.

Die andere Hälfte des Umsatzes kommt aus expandierenden Segmenten wie Ernährung, Medizintechnik und Biopharmazeutika. Zum Beispiel wurde im Jahr 2022 das Biopharma-Unternehmen “Mabxience” erworben, das auch biotechnologische Generika produziert. Diese Wachstumssegmente, besonders der Biopharma-Bereich, profitierten von Lizenzvereinbarungen und neuen Produktentwicklungen und verzeichneten teilweise zweistelliges Wachstum. Durch steigende Umsätze und Effizienzsteigerungen konnte “Kabi” seinen operativen Gewinn um sechs Prozent auf 1,145 Milliarden Euro steigern.

Wachsende Ausgaben drücken aufs Klinikgeschäft

“Helios”, der Krankenhausbereich von “Fresenius”, hat sich trotz steigender Kosten als stabilisierende Kraft erwiesen. Das Geschäft in Spanien erwies sich auch 2023 als wachstumsstärker und rentabler als das deutsche Segment, das immer noch nicht das Patientenniveau vor der Coronapandemie erreicht hat. Der Umsatz von “Helios” stieg um fünf Prozent auf 12,34 Milliarden Euro. In Spanien führten erfolgreiche Kostensenkungen zu einem überproportionalen Anstieg des operativen Gewinns, während in Deutschland die Inflationseffekte trotz Kosteneinsparungen und staatlicher Energiehilfen nicht vollständig kompensiert werden konnten. Der operative Gewinn (EBIT) stieg um vier Prozent auf 1,2 Milliarden Euro, wobei “Fresenius” angibt, etwa zwei Drittel der staatlichen Ausgleichszahlungen von 304 Millionen Euro realisiert und gegen die gestiegenen Energiekosten verrechnet zu haben.

Trotz einer weniger dynamischen Entwicklung in Deutschland gilt “Helios” weiterhin als Branchenführer in Sachen Rendite. 2023 erreichte das Unternehmen eine operative Marge von 8,7 Prozent, während der größte private Wettbewerber Asklepios nur auf vier Prozent kam.

Eingeschränkter finanzieller Spielraum für “Fresenius”

Die Verschuldung stellt weiterhin ein erhebliches Problem für “Fresenius” dar. Zum Jahresende verzeichnete der Konzern Nettofinanzschulden in Höhe von etwa 13,7 Milliarden Euro, was einem Verschuldungsgrad von 3,76 des Betriebsgewinns (EBITDA) entspricht und somit über dem selbst gesetzten Zielbereich von 3,0 bis 3,5 liegt.

Im laufenden Jahr strebt “Fresenius” an, diesen Zielbereich zu erreichen, was unter anderem durch den Verkauf weniger zentraler Geschäftsbereiche wie der Kinderwunschkliniken “Eugin” und des Ausstiegs aus “Vamed” unterstützt werden soll. Zudem plant das Unternehmen, seine strukturellen Kosten stärker zu reduzieren, wobei das Sparziel von 350 Millionen Euro auf 400 Millionen Euro angehoben wurde.

Dank steigender Umsätze und Effizienzverbesserungen stieg der operative Cashflow von “Fresenius” im Jahr 2023 um fünf Prozent auf 2,1 Milliarden Euro. Nach Abzug der Investitionen in Sachanlagen belief sich der Free Cashflow auf 1,02 Milliarden Euro, was eine Steigerung gegenüber dem Vorjahr darstellt. Trotz dieser Verbesserungen bleibt der finanzielle Spielraum des DAX-Konzerns begrenzt. Nach Abzug von Ausgaben für Akquisitionen oder die Tilgung von Leasingverbindlichkeiten verbleiben nur etwa 115 Millionen Euro. Zudem erwartet “Fresenius” für dieses Jahr Zinsaufwendungen in Höhe von 420 bis 440 Millionen Euro, was die finanziellen Herausforderungen weiterhin unterstreicht.

Vamed-Ausstieg bei “Fresenius” festgelegt

“Fresenius” hat beschlossen, sich von seiner kleinsten Sparte “Vamed” zu trennen, die im letzten Jahr aufgrund von Fehlentscheidungen im Projektgeschäft mit Gesundheitseinrichtungen einen Verlust von 71 Millionen Euro verzeichnete. “Vamed”, ein Unternehmen, das Kliniken baut und betreibt und zudem Krankenhausdienstleistungen anbietet, erwirtschaftete einen Umsatz von etwa 2,4 Milliarden Euro und ist zu 77 Prozent im Besitz von “Fresenius”, während der Rest in österreichischen Händen liegt. Als Reaktion darauf initiierte “Fresenius” ein Restrukturierungsprogramm und erkundete gleichzeitig Möglichkeiten für einen Ausstieg. Dieser Ausstieg soll nun schrittweise erfolgen, was zwar kurzfristig zu weiteren negativen Sondereffekten in der Bilanz führen wird, jedoch wird Vamed in Zukunft nicht mehr als Berichtssegment von “Fresenius” geführt, was die Profitabilität des neu strukturierten Konzerns erhöhen dürfte.

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